In unserem letzten Newsletter haben wir Sie über die Neuausrichtung unserer Strategie als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine informiert: Internationale Diversifizierung, Inflationsschutz und aktives Management. In der Tat führen wir die Strategie fort, die wir bereits bei Ausbruch der Corona-Krise eingeleitet hatten. Dies jedoch mit einer noch stärkeren Überzeugung der Notwendigkeit dieser drei Faktoren. Der Krieg in der Ukraine hat die Wichtigkeit dieser Komponenten noch einmal unterstrichen.
1. Der Krieg in der Ukraine scheint zu stagnieren
Unsere Hauptsorge gilt dem Verlust von Menschenleben und der Zerstörung der Ukraine, doch der Krieg wird auch weitreichende wirtschaftliche Folgen haben. Vor allem Europa wird wirtschaftlich stark betroffen sein. Die Stagnation des Krieges ist sicherlich keine gute Nachricht. Zum ersten Mal seit 1945 führt Europa einen Krieg, um die demokratische Welt zu schützen. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 war Russland, zu seiner großen Enttäuschung, nie in der Lage einen bedeutenden Wirtschaftsblock zu bilden.
Darüber hinaus hat die NATO-Osterweiterung über die letzten Jahrzehnte, bei der die Vereinigten Staaten die Hauptrolle spielten, bei den Russen viel böses Blut erzeugt. Der Einflussverlust auf der Weltbühne seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war für Russland eine echte Demütigung. Diese Demütigung in Verbindung mit dem Entstehen eines Blocks von Diktaturen hat Russland ermutigt zu expandieren. Die Weltanschauungen dieser Diktaturen auf der einen Seite und der Demokratien auf der anderen Seite, liegen meilenweit auseinander. Es herrscht ein großes Misstrauen.
2. Chinas strenge Korona-Politik
Trotz der zunehmenden wirtschaftlichen Folgen, wir nicht erwartet, dass Präsident Xi seine Null-Covid-Politik aufgibt. Viele Beobachter können diese Politik nicht verstehen, der Hauptgrund ist die Macht. Um seine dritte Amtszeit noch in dieses Jahr zu sichern, ist er bereit die derzeitige strenge Politik beizubehalten. Er stellt damit die Loyalität innerhalb der Kommunistischen Partei auf die Probe, selbst wenn es ein paar Prozent an Wirtschaftswachstum kostet. Auch wenn seine aktuelle Politik zu Problemen bei den Lieferketten führt, wird dies als Kollateralschaden betrachtet.
Für Europa und die USA ist es eine Chance, diese geopolitische Situation besser zu verstehen. Letztendlich werden wir Russland, China und den Rest der Welt anders behandeln müssen, aber ohne unsere demokratischen Grundsätze zu gefährden, die wir für sehr wichtig halten. „Jenseits des Kampfes liegt der größere Kampf“, sagten die osmanischen Sultane: der Kampf um einen dauerhaften Frieden. Dazu bedarf es jedoch des gegenseitigen Verständnisses, und das scheint heute weiter entfernt denn je.
3. Vermögensallokation
Inflation und steigende Zinsen sind derzeit die wichtigsten Themen an den Finanzmärkten. Für viele Beobachter ist die derzeitige geopolitische Lage die Hauptursache für die derzeitige hohe Inflation. Zweifellos tragen die steigenden Energiepreise und die Probleme in der Lieferkette zur Inflation bei. Aber es ist vor allem auch der Mix aus sehr aggressiven geld- und fiskalpolitischen Stimulierungsmaßnahmen, die im Jahr 2020 eingeführt wurden und so zu einer sehr hohen Inflation geführt haben. Der Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman sagte: “Inflation ist ein monetäres Phänomen, das nur entsteht, wenn die Geldmenge schneller ansteigt als die Produktionsmenge”.
Die Inflation in den USA ist derzeit auf dem höchsten Stand seit 1982 und liegt bei rund 8,3 %. In Europa (Eurozone) liegt die Inflation bei 8,1 %. Es ist noch zu früh, um zu sagen, dass wir den Höhepunkt der Inflation erreicht haben. Darüber hinaus zeigen die Untersuchungen, dass mittlerweile alle Sektoren betroffen sind. Trotz der massiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen, die die Zentralbanken und Regierungen im Frühjahr 2020 zur Entschärfung der Coronakrise einsetzten, blieb die Inflation bis zum Frühjahr 2021 unverändert. Die Zentralbanken machten keinen Hehl aus ihrem Wunsch nach einer höheren Inflation und passten ihre Inflationsziele an. Als die Inflation in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 schließlich rasch anstieg, dachten die Zentralbanken zunächst, dass dies nur vorübergehend sei. Doch der Krieg in der Ukraine und die Null-Covid-Politik in China haben die Situation verändert. Die Zentralbanken sind von dem raschen Anstieg der Inflation überrascht worden. Sie haben ihre Geldpolitik angepasst, und für den Rest des Jahres 2022 stehen mehrere Zinserhöhungen an. Die Anleger erwarten, dass die kurzfristigen US-Zinsen bis Ende dieses Jahres auf 3 % angehoben werden. Und es wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank Anfang nächsten Jahres ihre Politik der Negativzinsen aufgeben wird.
4. Was bedeuten diese Entwicklungen für unsere Politik?
Wir haben die Zinssensitivität unseres Anleihen-Portfolios bis Ende 2021 deutlich reduziert und damit die Risiken verringert. Darüber hinaus haben wir nach wie vor einen beträchtlichen Teil (40 %) unseres Anleihe-Portfolios in inflationsgebundene Anleihen investiert. Diese Kombination hat sich im ersten Quartal 2022 sehr bewährt, als die langfristigen Zinssätze stark anstiegen und auch die Inflation weiter zunahm. Unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung haben wir auch außerhalb Europas einen erheblichen Betrag investiert und wir sind zuversichtlich, dass sich diese Strategie in den kommenden Jahren auszahlen wird. Darüber hinaus macht das derzeitige höhere Zinsniveau Anleihen für Neuinvestitionen von Anlegern attraktiver.
An den Aktienmärkten haben unsere Unternehmen im ersten Quartal auf breiter Front bessere Ergebnisse erzielt als erwartet. Zum ersten Mal seit 2011 haben wir jedoch negative Kursreaktionen erlebt, obwohl die Ergebnisse besser waren als erwartet. Grund dafür ist die Unsicherheit über die Ertragsentwicklung in den kommenden Quartalen. Zusätzlich herrscht Unsicherheit über die Auswirkungen der Inflation, die Auswirkung steigender Zinsen und den Krieg in der Ukraine, sowie über die Auswirkungen der Engpässe in den Lieferketten auf den Arbeitsmarkt. Eine Kombination aus steigenden Gewinnen und fallenden Aktienkursen bedeutet eigentlich eine Neubewertung der Aktien. Folglich sind Aktien deutlich billiger geworden. Dies veranlasste uns zu Gewinnmitnahmen bei unserer zuvor gekauften Absicherungsstrategie.
Schlussfolgerung
Unser Fokus ist und bleibt auf Unternehmen, die einen attraktiven freien Cashflow generieren, kombiniert mit einer starken Bilanz und einem unterbewerteten Aktienmarkt. Der „Shake-out“ bei allem, was keinen Cashflow generiert (Kryptowährungen) oder weit überbewertet Aktien (bestimmte Tech-Aktien), war in den letzten Monaten enorm. Da wir als aktive Manager nicht an Indizes gebunden sind, sind wir nicht „gezwungen“, überbewertete Aktien zu kaufen. Mit einem bewährten, robusten Investitionsprozess und einer Bewertungsmethodik gehen wir mit Zuversicht in die Zukunft.