Nach sehr volatilen Sommermonaten an den Finanzmärkten befinden wir uns wiederum auf dem Niveau des Monats Juni. Auf den ersten Blick scheint sich das Umfeld nicht viel verändert zu haben. Die beiden wichtigsten risikofreien Zinssätze liegen auf dem höchsten Stand seit Jahresbeginn. Der deutsche 10-jährige Zinssatz liegt bei etwa 2 %, der US-Zinssatz sogar bei 3,75 %. Die wichtigsten Börsenindizes in Europa und den Vereinigten Staaten sind wieder auf den Stand vom Juni zurückgefallen.
Doch der Schein trügt und in der Tat hat sich viel verändert. Die Eskalation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine in den letzten Wochen hat sich negativ auf die Finanzmärkte ausgewirkt. Die Ungewissheit belastet die Stimmung an den Aktienmärkten und besonders in Europa werden wir die Rechnung zahlen müssen.
- Ein wichtiger Punkt, der sich in den letzten Monaten verändert hat, ist ein abgeschwächter EURO. Doch unsere Portfolios sind außerhalb der Eurozone stark diversifiziert, so dass die Stärkung des US-Dollars sich zu unseren Gunsten ausgewirkt hat.
- Eine zweite wichtige Änderung betrifft die Geldpolitik. In den letzten Monaten haben die FED und die EZB sehr deutlich gemacht, dass sie die Zinsen weiter anheben werden. In der Zwischenzeit haben die Märkte für die FED Funds Rate einen „Endsatz“ von 4,5 % und für den EZB-Satz von 3,25 % eingepreist. Mit dem „Endsatz“ ist der der höchste Zinssatz gemeint, den die Anleger in den kommenden Monaten erwarten können. Zumindest in diesem Bereich gibt es für die Anleger keine Überraschungen oder Unklarheiten. Die globalen Finanzmärkte haben versucht diese Nachricht zu ignorieren. Die Auswirkungen dieser geldpolitischen Straffung werden sich nun auch in der Realwirtschaft und auf den Immobilienmärkten bemerkbar machen. Wie lange dieser Kampf gegen die Inflation andauern wird und wie erfolgreich er sein wird, ist schwierig vorauszusagen. Deshalb halten wir weiterhin an unserer großen Gewichtung in inflationsgebundenen Anleihen fest. Diese Strategie hat Ihnen seit mehr als zwei Jahren einen enormen Schutz gegen hohe Inflation und steigende Zinssätze geboten.
- Eine dritte große Veränderung sind schließlich die deutlich verschlechterten Aussichten für das weltweite Wirtschaftswachstum. Diese haben die Aktienmärkte wieder auf ihre Tiefststände von 2022 gedrückt und liegen nun etwa -20 % niedriger als zu Beginn des Jahres. Doch weiterhin sind die 10 größten Unternehmen im S&P500-Index überbewertet. Diese letzten Überbleibsel, des unglaublichen Trends des passiven Investierens des letzten Jahrzehnts, sind mit Kurs-Gewinn-Verhältnis von weit über 20 immer noch teuer. Andererseits sind dies aber auch genau die Unternehmen mit den stärksten Bilanzen. Es spricht demnach viel dafür, dass diese Unternehmen relativ teurer am Markt zu haben sind. Für die anderen 490 Unternehmen aus denen sich der S&P500 zusammensetzt, muss im Durchschnitt das 15-fachen des Gewinns gezahlt werden. Für den Rest der Welt (Europa, Asien, Small- und Midcaps in den USA) wird im Durchschnitt das 11-fachen der Gewinne gezahlt. Mit anderen Worten: Viele Unternehmen haben bereits einen großen Teil der aktuellen Rezession in ihren Aktienkursen eingepreist. Es sieht jedoch so aus, als ob wir uns noch einige Zeit in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser befinden werden. Unsere konsequente Ausrichtung auf die Qualität und Bewertung von Unternehmen stellt sicher, dass wir auch diese Krise erfolgreich meistern werden.
Schlussfolgerung
Wie beim Ausbruch der Pandemie vor mehr als zwei Jahren, tun wir weiterhin unser Bestes dem Vermögen unserer Kunden so gut wie möglich durch diese schwierige Zeit zu führen. Denken Sie daran, dass die Aussichten für Sie als Anleger heute besser sind als zu Beginn des Jahres.
Betreffend die Anleihen, sind die Aussichten mit die besten der letzten 10 Jahre. Endlich sind wieder Anleihen mit Zinssätzen von rund 3 % bis sogar rund 5 % zu finden. Aber logischerweise gilt diese Argumentation auch für den Aktienanteil. Ob wir das Tal erreicht haben, ist keineswegs sicher. Vielleicht wird es noch einmal eine kurze Phase geben, in der sich die Aktienmärkte etwas tiefer als heute bewegen werden. Aber jeder weitere Rückgang über die derzeitigen -20 % hinaus ist eine Kaufgelegenheit für die Zukunft. Mit anderen Worten: Es ist wichtig, dass Sie auch in diesen Zeiten an Ihrem langfristigen Plan festhalten, es sei denn, Ihre eheliche und familiäre Situation hat sich wesentlich verändert. Dies ist in erster Linie das von Ihnen gewählte Risikoprofil. Die Volatilität an den Finanzmärkten verunsichert viele Anleger, ist aber oft ein schlechter Ratgeber für drastische Entscheidungen.